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lebenserinnerungen_der_abendheimer_schaenkenwirtin

Aus den Lebenserinnerungen der Abendheimer Schänkenwirtin und ehemaligen Abenteurerin „Einhand-Emma“:

„Wie ich zu meinem Spitznamen kam, möchtest du wissen? Ist das nicht recht offensichtlich? Aber ich kann dir gerne erzählen, wie es dazu kam, dass ich meine Hand verlor! In jungen Jahren zog ich nämlich mit drei Gefährten auf Abenteuerfahrt aus. Zunächst trieb ich mich gemeinsam mit einem Zwergenkrieger, einem halborkischen Seefahrer und einem centaurischen Waldläufer auf den Wiesen herum.
Dort lief es eigentlich ganz gut. Mit viel Glück konnten wir sogar einigen sprechenden Vogelscheuchen den Garaus machen, obwohl ihre Hiebe fast so tödlich wie ihre Krähenwitze schlecht waren. Natürlich gab es auch einige kleine Unannehmlichkeiten. So fielen wir im Rahmen einer feucht-fröhlichen Erntedankfeier bei den Anhängern einer örtlichen Fruchtbarkeitsgöttin in Ungnade, als wir uns ausführlich und lautstark über die körperlichen Vorzüge ihrer Steinstatue unterhielten.
Wenig später mussten wir nach einem ungeplanten Erholungstag in einer Kommune von Halblingen zum ihrem Gaudium völlig unbekleidet putzen, um unseren Aufenthalt zu bezahlen. Leider waren sie eben doch nicht so gastfreundlich, wie es zunächst den Anschein hatte. Obwohl ich bei dieser entwürdigenden Tätigkeit feststellen konnte, dass meine Begleiter allesamt außerordentlich gut bestückt waren, möchte ich doch nie wieder einen nackten Zwerg sehen, der mit einem Staubwedel Nippes-Figürchen reinigt … lassen wir das.
Dann kehrten wir in die Stadt zurück und stießen in einer nebligen Nacht erstmals auf dieses Lagerhaus im Hafengebiet. Die Gelegenheit schien für einen kleinen Raubzu… äh … eine Erkundungsgang günstig, also drangen wir heimlich ein. Wir gelangten in eine Halle, die voll mit Bierfässern war. Da das Felsbräu das Lieblingsgetränk das Zwergen war, kam es, wie es kommen musste: Am nächsten Morgen erwachten wir durch johlendes Gelächter auf dem Marktplatz und mussten feststellen, dass wir nicht nur halbnackt waren, sondern auch unsere Unterhosen auf dem Kopf trugen. Dabei fiel mir auf, dass der Centaurus doch deutlich vor den beiden anderen lag, was seine Ausstattung betraf … aber ich schweife schon wieder ab.
Nun, nach diesem unrühmlichen Auftritt verzogen wir uns in die Wiesen, wo wir rasch feststellen mussten, dass es dort nur so von Spinnen wimmelte. Alte Spinnen, Grasspinnen, Springspinnen … aber was uns eigentlich vertrieb, waren die Scherze der Wiesenelfchen, die uns in die Marsch verschlugen, von wo aus wir das laute, stinkende Gomoa erreichten. Das freute nur unseren Seefahrer, weil er sich mit Rum eindecken konnte. Schließlich aber kehrten wir doch in die Stadt zurück und schlichen uns nach einigen unbedeutenden Erlebnissen eines Nachts wieder in das Lagerhaus.
Diesmal fanden wir in einem heruntergekommenen Lagerraum die mit roten Eiterpusteln bedeckte Leiche eines Zauberers. Obwohl ich es für keine besonders gute Idee hielt, das Kästchen zu öffnen, das er in seinen verkrampften Händen hielt, kümmerte sich der Halbork nicht darum. Die gelbliche Gaswolke, die heraus strömte, ließ auch bei ihm sofort ähnliche Eiterbeulen sprießen … kein schöner Anblick in dem schon von vornherein unansehnlichen Gesicht … na ja, er knurrte nur kurz und trank dann eine Flasche Rum auf einen Zug aus. Wenig später waren die Pusteln verschwunden. Da staunte selbst der Zwerg!
Zuletzt erreichten wir das Obergeschoß, das auf den ersten Blick leer zu sein schien. Doch plötzlich packte mich ein riesiges, insektenartiges Ungetüm und trennte mir mit seinen Scheren die Hand ab, bevor mir meine Kameraden helfen konnten. Ich bin nur froh, dass es nicht seinem Namen 'Halszwicker' gerecht wurde … nach diesem Ereignis verging mir die Lust auf weitere Abenteuer gründlich und ich setzte mich hier zur Ruhe, wo ich nach der Eröffnung meiner Schänke bald zu meinem Spitznamen kam.“


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lebenserinnerungen_der_abendheimer_schaenkenwirtin.txt · Zuletzt geändert: 2020/08/10 20:15 (Externe Bearbeitung)